Ein kurzer Einblick in die Mode und Geschichte in München von 1890 bis 1910 :

– ohne Anspruch auf Vollständigkeit:


Die bürgerliche Mode in den Jahren 1890 bis 1910:

Nicht nur die verwendeten Materialien wie Musselin, Crèpe Duchesse, Seide waren in dieser Zeitspanne äußerst hochwertig, sondern auch die Verarbeitung. Verschwenderisch wurde die Mode mit Stickereien, Litzen, Pailletten,

Spitzen, Perlen, Tüll und Federn aufgeputzt. Korsetts, die den Körper in eine starre Haltung zwangen, wurden unter der Bekleidung, sogar unter Badekleidung, getragen. Die berühmte S-Linie zwängte den Körper in eine steife Haltung, der Bauch wurde soweit wie möglich wegschnürt, die Oberweite voluminös hervorgehoben und das Gesäß besonders betont. Für diese aufreizend wirkende, schlanke Silhouette nahmen die Frauen Schmerzen, Körperverformung und Gesundheitsschäden in Kauf. Die exklusive Mode wurde von Frauen der besseren Gesellschaft getragen. Sie symbolisierte, dass Damen der Oberschicht keinerlei körperliche Tätigkeit zu verrichten hatten.

Der Bahnenrock wurde erfunden (ein aus mehreren Stoffbahnen zusammengesetzter Rock: die Stoffbahnen sind oben schmal und werden nach unten hin breiter) und gern mit Stehkragenblusen kombiniert. Darunter trug

manmehrschichtige Unterröcke, die oft aus Seidenfutter oder spröden Taften bestanden und unten mit Rüschchen besetzt waren. Das dadurch erzeugte Knistern und Rascheln der Unterröcke nannte man Frou-Frou, was verführerisch wirken sollte.

Aufwendige Frisuren wurden mit passenden Hüten ergänzt, die mit ausgestopften Vögeln, Straußenfedern, Samtschleifen usw. dekoriert waren.Farblich abgestimmte Fächer, Handschuhe und Sonnenschirme rundeten das Bild der damaligen Mode ab. Übliches Schuhwerk war der Schnürstiefel.

Das Reformkleid stellte eine Gegenströmung zur Kleidung mit Korsett da. Es sollte u.a. den Frauen mehr Bewegungsfreiheit im Alltag geben und die gesundheitsschädigende Wirkung des Korsetts vermeiden.

Der Modedesigner Paul Poiret verfolgte mit seiner Kleiderlinie von 1905/1906 einen Weg weg vom Korsett. Seine oft in grellen Farben gehaltenen Hemdkleider erinnern entfernt an die Chemisen des Empire.

Die Herrenmode war sachlich und funktionell. Aber auch die Männer wollten zu jeder Gelegenheit passend und korrekt gekleidet sein. Gängige Alltagskleidung waren Frack und Cut, für Gesellschaften der Smoking und Schwalbenschwanz. Dazu trug man ein weißes Hemd mit einem steifen Kragen (Vatermörder), einen Binder oder Plastron, einen Kummerbund oder eine Weste. Eine Kopfbedeckung wie etwa

Melone, Zylinder, Schiebermütze oder Homburg war ein „Muss“, wenn man das Haus verließ.

 

Kleidung der Mittelschicht und einfacheren Bevölkerung:

Die am häufigsten vorkommende Bekleidungsform der Frauen aus dieser Schicht waren ein Spencer oder eine Bluse und dazu ein Faltenrock, meist in dunklen Farben. Man trug diese beschriebene Alltagskleidung auch auf dem Oktoberfest. Das heute so beliebte Dirndl kam erst um 1920 in Mode. Es gab eine spezielle Dienstbotenbekleidung, Marktfrauen kleideten sich mit bäuerlich wirkendem Rock, Bluse und Schürze. Für Schornsteinfeger und Kutscher war der Zylinder Teil der Berufsbekleidung.

Eine Münchner Tracht im heutigen Sinn existiert um die Jahrhundertwende nicht, von den Gebirgstrachtenvereinen wurden Gebirgstrachten zu besonderen Anlässen getragen. Zu Kostümfesten „verkleidete“ man sich auch gerne mit „Tracht“.

 

 

Hochzeitskleidung:

Die Brautkleidungsfarben um die Jahrhundertwende waren weiß, cremefarben und – schwarz. Während in den gehobenen Gesellschaftsschichten vorwiegend das weiße und cremefarbene Hochzeitskleid populär war, war bei der Mittel- und Unterschicht das schwarze Brautkleid sehr verbreitet. Das schwarze Brautkleid wurde so geschneidert, das man es später als Festtagskleid nutzen konnte. Es fehlte schlicht an Geld, um sich ein Kleid nur für einen Tag leisten zu können. Zum Brautkleid wurde ein weißer Schleier, eine Blumen- oder Perlenkrone getragen.